Hans-Glas-Berufsschule mit der „Roadshow“ gegen Fremdenfeindlichkeit
Die Hans-Glas-Schule hat sich seit vielen Jahren den Slogan „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ auf die Fahne geschrieben. In dieses Konzept passte sehr gut die Fortbildung zum Thema „Umgang mit Vorbehalten – Flüchtlingsursachen und Migration/Integration verstehen“.
Initiiert wurde die Veranstaltung von Sozialpädagogin Ramona Klostermeier. Die Landratsamtsmitarbeiterin mit festem Sitz an der Hans-Glas-Schule lud hierzu die „Roadshow – Integration“ unter der Schirmherrschaft des Kolping Netzwerkes an vier Tagen in die Schule. Dies ist ein niederschwelliges Angebot zur Sensibilisierung für die Belange von Geflüchteten. Ein Lastwagen-Anhänger mit Animationsprogramm parkte drei Tage im Pausenhof der Nebenstelle der Hans-Glas-Schule sowie einen weiteren Tag am Landauer Schulstandort. Stetig war er mit Gruppen von Schülern belebt, die sich mit verschiedenen Aspekten von Flucht, Vorurteilen und Integration von Geflüchteten auseinandersetzten. Mit einer breiten Angebotspallette und dem spielerischen Begreifen von Gemeinschaft und Gemeinsamkeiten – etwa durch das Miteinander am Kicker-Kasten – wurden Informationen vermittelt. Diese sensibilisierten die Schüler zum Themenkreis Integration und insbesondere beim Umgang mit Vorbehalten und Vorurteilen.
Verstreut im Info-Mobil lagen symbolisch gepackte Rucksäcke von nach Deutschland geflüchteten Menschen. Der blaue Rucksack des 17-jährigen Afghanen Ali Samadi – sein Vater wurde vor seinen Augen von Taliban getötet – enthält eine Packung Tee und damit ein Stückchen Heimat, aber auch die Möglichkeit, sich gastfreundlich zu zeigen. Die fünfjährige Sara, die mit ihrer syrischen Familie vor dem Krieg geflohen ist und in ihren jungen Jahren bereits Schreckliches erlebte, hat zwei kleine Metallautos und ein Püppchen im Gepäck. Das Spielzeug hilft ihr, die furchtbaren Erlebnisse zu verarbeiten und in eine Fantasiewelt zu flüchten. Die Schüler waren eingeladen, sich in Schicksale fremder Menschen einzufühlen. „Ich bin froh, in Deutschland geboren zu sein“, äußerte sich Kevin. Marie ergänzte: „Ohne Grund verlässt niemand Heimat und Familie und riskiert eine lebensgefährliche Reise übers Mittelmeer.“
Im Klassenzimmer beschäftigten sich die Schüler, angeleitet von den Moderatorinnen des Infomobils, in Kleingruppen mit Vorbehalten und dem Umgang damit. Sie sammelten typische Klischees, diskutierten über die Entstehung, Wirkung oder Berechtigung. „Für uns ist die deutsche Sprache leicht, aber müsste ich Türkisch oder Arabisch lernen, wäre das sehr schwer und vielleicht würden sie mich dort für faul halten“, überlegte Franziska. Dennis machte das Schicksal von Flüchtlingen, die schon eine fertige Ausbildung in ihrer Heimat haben und hier wieder ganz von Null anfangen müssen, nachdenklich. Er verdeutlichte: „Es gibt Deutsche mit Springerstiefeln und Hass auf Fremde, aber so ist nicht jeder Deutsche.“ Ina ergänzte: „Genauso ist nicht jeder Flüchtling Terrorist oder frauenfeindlich.“ Solche Aussagen wurden von den Schülern als schädliche Verallgemeinerungen erkannt.
Mit dem sowohl im Klassenzimmer erarbeiteten und vermittelten Erkenntnissen als auch mit den Informationen zum Anfassen im Infomobil können die Schülerinnen und Schüler künftig sachlich gegen verallgemeinernde oder schlichtweg falsche Parolen und Vorurteile argumentieren oder sich selbst eine fundierte Meinung bilden. Denn, so brachte es Thomas auf den Punkt, „eine echte Meinung kann sich nur bilden, wer auch informiert ist; alle anderen reden nur irgendwelche dummen Sprüche nach.“
Betreut von drei moderierenden Studentinnen kamen rund 500 der 2500 Schülerinnen und Schüler der Berufsschule an den beiden Standorten in Dingolfing sowie an der Außenstelle Landau in den Genuss der Fortbildung. Auch die neunte Klasse der Landauer Pfarrer-Huber-Schule in unmittelbarer Nachbarschaft der Außenstelle der Berufsschule nahm an der Schulung teil. Eine wertvolle Weiterbildung für Toleranz und Verständnis, die Schule machen kann.
Diana Wolf (Dingolfinger Anzeiger)