Fachbereich Politik und Gesellschaft (PuG)
Fachbetreuer StD Peter Kölnberger
Einführung des neuen Lehrplans im Fach PuG für Berufsschulen und Berufsfachschulen
Zum Schuljahr 2021/2022 wird der neue Lehrplan erstmals für die 10. Jahrgangsstufen für alle Ausbildungsberufe eingeführt.
Inhaltlich gibt es nur wenige Veränderungen im neuen Lehrplan. Neuerungen gibt es in zweierlei Hinsicht: Zum einen liegt dem neuen Lehrplan ein Kompetenzmodell zugrunde, in dessen Zentrum die Lebens- und Lernbereiche Berufs- und Arbeitswelt, Zusammenleben in der Gesellschaft, politische Strukturen und Mitwirkung sowie Wirtschaft und internationale Politik stehen. Zum anderen ist eine umfassende Wertebildung, die integrativ im Zusammenhang der fachspezifischen Unterrichtsinhalte und der Förderung fachspezifischer Kompetenzen zu leisten ist, elementarer Bestandteil dieses neuen Lehrplans. Als Ausgangspunkt für die Wertebildung im Fach Politik und Gesellschaft stehen die demokratischen Werte (Grundrechte des Grundgesetzes), Verfassungswerte (Bayerische Landesverfassung), sowie auch andere wichtige soziale Werte.
Leitgedanken zum neuen Lehrplan PuG für Berufsschulen und Berufsfachschulen
„Demokratien sind nur lebensfähig, wenn sie von ihren Bürgern verstanden werden.“ (G. Sartori) – „Der demokratische Rechtsstaat lebt vom mündigen Mitdenken und Mittun seiner Bürgerinnen und Bürger und ihrer Bereitschaft, sich selbst- und sozialverantwortlich ein Urteil zu bilden, …Regeln und Werte zu respektieren und sich für sie zu engagieren.“ („Münchner Manifest“ vom 26. Mai 1997)
Der Unterricht in Politik und Gesellschaft in der Berufsschule und Berufsfachschule dient einer politischen Bildung in diesem Sinn. Er hilft den Schülerinnen und Schülern auf ihrem Weg zur Orientierung in Gesellschaft und Staat und motiviert sie zur aktiven Teilhabe. Sie sollen die Demokratie in der Bundesrepublik Deutschland in ihren wesentlichen Einrichtungen, Strukturen und Grundprinzipien kennen lernen und die öffentlichen Institutionen in ihrer Funktionsweise verstehen.
Der Unterricht im Fach PuG darf nicht auf der Ebene reiner Wissensvermittlung stehen bleiben. Er soll den Schülerinnen und Schülern die Fähigkeit zu verantwortlicher und wertgebundener Entscheidung vermitteln. Sie sollen lernen, ihre eigenen Standpunkte rational und nachvollziehbar zu begründen.
In der Auseinandersetzung mit gegensätzlichen Meinungen lernen die Schülerinnen und Schüler, Konflikte und Kontroversen als Wesensmerkmale einer freiheitlich-pluralistischen Gesellschaft zu akzeptieren. Der Unterricht bietet ein breites Meinungsspektrum und fordert zur eigenen Meinungsbildung heraus.
Der beruflichen und privaten Lebenssituation, den Vorerfahrungen und den Interessen im späteren Jugendalter entsprechend, richtet der Lehrplan den Blick bewusst auf Lerngebiete, die den Schülerinnen und Schülern eigene Handlungsperspektiven eröffnen: Arbeit und Beruf, soziale Sicherung, soziale Beziehungen, Medien, Kirche, Kultur, Politik in der Gemeinde, Umweltschutz. Dies soll ihr politisches Interesse wecken und die Bereitschaft zum Engagement anbahnen. Sie entdecken Mitwirkungsmöglichkeiten und entwickeln ein Bewusstsein ihrer Rolle als Bürger einer modernen Gesellschaft. In der Mitwirkung an der Gestaltung von Unterricht und Schulleben üben sie demokratische Verhaltensweisen ein, entwickeln ein Bewusstsein ihrer Mitverantwortung und gewinnen Interesse, sich an öffentlichen Angelegenheiten zu beteiligen.
Ein Unterricht in Politik und Gesellschaft, der die Schülerinnen und Schüler zukunftsfähig machen will, muss den Blick auf die großen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen und Herausforderungen unserer Zeit richten: Veränderungen der Arbeitswelt und der Bevölkerungsentwicklung, soziale Gerechtigkeit, Umweltzerstörung, Globalisierung, Verletzung der Menschenrechte und die Bedrohung des Weltfriedens durch Extremismus, Terrorismus und Unterentwicklung. Diese Problemfelder sollen als Aufforderung zur Suche nach Lösungen im Sinne einer menschenwürdigen Daseinsbewältigung verstanden werden.