Wo endet echter Genuss und wird schleichend zum Konsum? Wann beginnt Gewöhnung? Wie sieht die Gratwanderung zum bedrohlichen Abhängigkeitsverhältnis aus? Wann ist ein Mensch der Sucht verfallen? Gibt es einen Ausweg? Mit diesem Themenkreis beschäftigten sich im November insgesamt 280 Schüler der Hans-Glas-Schule an allen drei Schulstandorten. Zu Besuch war hierzu auf Einladung des Suchtpräventionsbeauftragten Studienrat Christoph Stockinger der Betreuungsverein 1:1. Deren Mitarbeiter Katharina Wiesmüller und Günther Petzko boten Einblicke in die Arbeit des Vereins sowie in die Suchtthematik und Suchttherapie. An den beiden Dingolfinger Standorten geschah dies in beeindruckender Weise auch aus Sicht eines ehemals Drogenabhängigen. Nicht nur die „klassischen Drogen“ wie Crystal, Kokain, Nikotin oder Alkohol wurden in den Schulstunden thematisiert. Auch das Suchtpotential von „harmlosen Stoffen“ wie Kaffee, Schokolade oder von Internet-Konsum wurde ins Visier genommen und zur Sensibilisierung für die Suchtthematik herangezogen. Die Schüler machten sich Gedanken über die Gründe von Drogenkonsum. Mit Hilfe eines schematischen Suchtdreieckes kam zum Ausdruck, dass eine Suchtproblematik von drei wesentlichen Strukturen abhängt: Maßgeblich seien immer die persönlichen Eigenschaften eines Menschen (Erbanlagen, Lebensgeschichte, Beziehungsfähigkeit), seine Umwelt (Familie, Freunde, Vorbilder) sowie die konsumierte Droge (Art, Verfügbarkeit, Dosis, Preis, Gesetze, Wirkung). Die Lebensgeschichte des 25-jährigen Metallbauers – jetzt ist er clean – zeigte dies anschaulich. Der junge Mann erzählte ehrlich und bewegend seine Drogen-Geschichte. Er berichtete, dass er acht Jahre lang Drogen genommen hätte. Sein familiäres Umfeld wäre kein gutes Vorbild für ihn gewesen. Er begann mit 16 Jahren Alkohol zu trinken und Marihuana zu rauchen. Als er mit der Ausbildung fertig war, startete er mit Schichtarbeit. Gegen den Stress nahm er eine Mischung aus Marihuana zur Entspannung und Ecstasy zum Wachbleiben. Dies war sein Einstieg zu weiteren, auch harten Drogen. Das Resultat waren schließlich 18 Monate Haft auf Bewährung. Um sein Leben zu verändern, ging er nach Mainkofen in eine geschlossene Klinik und schaffte es clean zu werden. „Seit Dezember 2015 bin ich nun weg von den Drogen.“ Seine Offenheit und klaren Äußerungen beeindruckten die Berufsschülerinnen und Berufsschüler. Eine Fragerunde an ihn und das Referentenduo schloss sich an. Die Referenten gaben die Kontaktdaten des Vereins an die Berufsschüler und animierten sie, das Angebot an betroffene Bekannte weitezugeben. Der Verein betreut in den Regionen Straubing, Deggendorf, Landau und Dingolfing suchtkranke Menschen in der eigenen Wohnung oder in therapeutischen Wohngemeinschaften. Die Vereinsmitglieder führen dort mit Betroffenen Gespräche, gehen mit den Suchtkranken zu Ämtern oder unterstützen sie bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Ein neueres Projekt lässt Suchtkranke auch auf einem soziotherapeutischen Bauernhof in ländlich-ruhiger Umgebung wieder zu sich selbst finden. Ziel der Betreuung ist es stets, eine Tagesstruktur für die Klienten aufzubauen und zu planen. Den Suchtkranken soll dadurch ein normales Leben mit sozialen Kontakten ermöglicht werden, so dass wieder eine Integration in die Gesellschaft erfolgen kann. Der Verein steht ihnen dabei beratend und vermittelnd zur Seite. „Sucht kommt nicht von Drogen, sondern von betäubten Träumen, verdrängten Sehnsüchten, verschluckten Tränen und erfrorenen Gefühlen.“ So lautete das Fazit der Referenten des Betreuungsvereines 1:1, deren Ziel es eben auch ist, junge Menschen über die Gefahren von Drogen aufzuklären. Sie ernteten an der Berufsschule viel positives Feedback ob ihres Engagements. Katharine Wiesmüller und Günther Petzko stellten nicht nur ihren Arbeitgeber vor, sondern diskutierten mit den Klassen auch über Drogenarten und Sucht allgemein. (Diana Wolf)